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Massentierhaltung: Begriffe und Definitionen aus der Landwirtschaft

2. April 2025
Collage Tierhaltung (Deutschlandkarte)

Massentierhaltung ist ein Begriff, der in der öffentlichen Diskussion häufig verwendet, jedoch je nach Kontext unterschiedlich definiert wird. Was ist Massentierhaltung überhaupt? Während er in der allgemeinen Wahrnehmung oft mit großflächiger, intensiver Tierhaltung assoziiert wird, gibt es in der Landwirtschaft verschiedene Definitionen und Ansätze zur Einordnung. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die unterschiedlichen Definitionen und erläutert, welche Kriterien in der landwirtschaftlichen Praxis zur Beschreibung von Tierhaltungssystemen herangezogen werden.

Massentierhaltung: Ein Begriff nach Zahlen, Daten und Fakten 

Laut einer Verordnung des Europäischen Parlaments spricht man von Massentierhaltung in der Geflügel- und Schweinemast, wenn Anlagen mindestens 40 000 Plätze für Geflügel beziehungsweise 2 000 Plätze für Mastschweine (über 30 Kilogramm) und 750 Plätze für Sauen haben. Dieser Begriff richtet sich also nur nach der Anzahl der Tiere in einem Betrieb. 

Definition Nutztierhaltung 

Ein weiterer grundlegender Begriff rund um die Massentierhaltung ist die „Nutztierhaltung“. Spricht man von Tierhaltung, bedeutet dies, dass sich ein Mensch um eines oder mehrere Tiere kümmert. Kernaspekte dabei sind die Ernährung, Gesundheit, Pflege und Unterbringung der Tiere, was diese vom Wildtier unterscheidet und sie damit zum Haustier macht. Erfolgt die Haltung der Tiere aus wirtschaftlichen Gründen, spricht man von Nutztierhaltung. Ein solcher wirtschaftlicher Grund kann beispielsweise die Lebensmittelproduktion sein. 

Massentierhaltung: Extensive und intensive Landwirtschaft

In der Landwirtschaft wird zwischen intensiver und extensiver Tierhaltung unterschieden.

Intensive Tierhaltung

In der Landwirtschaft unterscheidet man zwischen der extensiven und der intensiven Haltung von Nutztieren. Der Begriff „intensive Nutztierhaltung“ wird auch oft gleichbedeutend mit dem der oben definierten Massentierhaltung in Deutschland verwendet. Einige Hauptmerkmale sind die Spezialisierung auf eine Tierart oder sogar nur eine Nutzungskategorie einer bestimmten Tierart und Arbeitsabläufe, die weitgehend automatisiert sind.

Extensive Landwirtschaft

In der Nutztierhaltung bezeichnet extensive Landwirtschaft eine Form der Tierhaltung, bei der Tiere auf größeren Flächen mit geringerem Besatz pro Hektar gehalten werden. Ein Beispiel ist die Weidehaltung von Rindern, Schafen oder Ziegen, bei der die Tiere auf Grünlandflächen grasen. Diese Bewirtschaftungsform nutzt in der Regel natürliche Futterquellen und setzt weniger auf zugekaufte Futtermittel. Die Produktionsintensität ist dabei niedriger als in der intensiven Landwirtschaft, wodurch pro Fläche weniger Ertrag erzielt wird.

Der Nachteil einer extensiven Landwirtschaft gegenüber einer intensiven liegt darin, dass in aller Regel mehr Fläche benötigt wird, um denselben Ertrag zu erzielen wie bei einer eher intensiven Landwirtschaft. Für die Umwelt bedeutet das oft einen Verlust an Fläche.

Die Einteilung in extensive sowie intensive Tierhaltung, wobei letztere synonym für die Massentierhaltung verwendet wird, bezieht zunächst nur die Anzahl der Tiere sowie die Größe der Fläche mit ein, die für die Tierhaltung genutzt wird, nicht aber die Haltungsbedingungen, das Futter oder weitere Kriterium rund um das Tierwohl.

Ökologische und konventionelle Tierhaltung

In der Nutztierhaltung wird weiterhin zwischen der konventionellen und der ökologischen Tierhaltung unterschieden. Die Richtlinien des Gesetzgebers bilden dabei die Grundlage für alle Landwirte bzw. Nutztierbetriebe. Diese regeln beispielsweise das Platzangebot, die Futterart oder den Tiertransport. Einige Betriebe entscheiden sich dazu, an Programmen teilzunehmen, die über diese gesetzlich vorgeschriebenen Standards hinausgehen, etwa an der Initiative Tierwohl oder der EU-Öko-Verordnung. Dabei können Betriebe mit Bio-Tierhaltung durchaus auch hohe Tierbestände haben. Relevant für die Zertifizierung hingegen sind z. B. Vorgaben zum Futter, dem Platzangebot und Auslauf. Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal bei der Erzeugung von Bio-Lebensmitteln ist neben konkreten Vorgaben zur Tierhaltung die Berücksichtigung von ökologischen, umweltschonenderen Faktoren. Wichtig zu beachten ist der Umstand, dass eine Gegenüberstellung von Bio- und Konventionell-Betrieben nicht zulässig ist. Denn der Begriff „konventionell“ sagt lediglich aus, dass nicht nach der EG-Öko-Verordnung gewirtschaftet wird. Dennoch trifft es zu, dass sehr viele Nicht-Bio-Betriebe sich sehr stark für mehr Tierwohl oder besseren Umweltschutz engagieren. Gleichzeitig kann ein Bio-Betrieb auch als Massentierhaltung gelten.

Während die Unterscheidung zwischen extensiver und intensiver Tierhaltung vor allem die Menge an Tieren pro Fläche sowie den Technisierungsgrad beschreibt, geht es bei der Abgrenzung von konventioneller und ökologischer Tierhaltung u.a. um folgende Unterscheidungsmerkmale: Fütterung, Haltungsbedingungen und Tierwohl.

(Nutz-)Tierhaltung in Deutschland

Die Nutztierhaltung ist in Deutschland ein Wirtschaftszweig mit zwei grundsätzlichen Zielen. Zum einen stellt er die Versorgung der Gesellschaft mit Nahrungsmitteln sicher. Zum anderen geht es für Landwirte aber auch darum, den Betrieb wirtschaftlich zu führen. Wie für jede Branche gelten auch für die Nutztierhaltung gesetzliche Standards, die erfüllt werden müssen. Einige Betriebe entscheiden sich dazu, an Programmen teilzunehmen, die über die gesetzlich vorgeschriebenen Tierwohl-Standards hinausgehen, etwa dem der Initiative Tierwohl, mit eigens aufgestellten Kriterien.

In Deutschland umfasst die Haltung von Nutzvieh zur Nahrungsmittelproduktion vor allem die Haltung von Schweinen, Rindern und Geflügel:

Massentierhaltung beim Schwein

Das deutsche Hausschwein ist die domestizierte Form des Wildschweins und zählt zu den ältesten Nutztieren des Menschen. Als Fleischlieferant spielt es in Deutschland eine tragende Rolle in der heimischen Landwirtschaft. Schweinefleisch ist die in Deutschland am häufigsten gegessene Fleischsorte, weswegen es heutzutage viele nur auf Schweine spezialisierte Betriebe gibt. Im Jahr 2023 lebten in Deutschland laut statistischem Bundesamt 22 377 720 Schweine in Massentierhaltung. Unterschieden werden die Nutztiere in Sauen, Eber, Läufer und Ferkel.

Massentierhaltung beim Rind

Das Rind ist ökonomisch gesehen das wichtigste Nutztier in Deutschland. Den Grund dafür sieht das Bundeslandwirtschaftsministerium in der mehrfachen Nutzung: Das Rind dient der Erzeugung von Fleisch und Milch. EU-weit ist Deutschland der größte Milcherzeuger und zweitgrößter Erzeuger von Rind- und Kalbfleisch nach Frankreich. In Deutschland wurden im Jahr 2023 10 822 460 Rinder in Massentierhaltung gehalten. Bei diesen Nutztieren wird beispielsweise zwischen Färsen, Kälbern, Ochsen und Bullen unterschieden.

Massentierhaltung bei Geflügel

Das Haushuhn ist das häufigste Nutztier in Deutschland und versorgt die Verbraucher mit Fleisch und Eiern. Während die Nachfrage an Eiern recht konstant geblieben ist, ist die Nachfrage nach Geflügelfleisch in Deutschland in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen. Nach Frankreich ist Deutschland zweitgrößter Erzeuger von Geflügelfleisch in der EU. So gab es im Jahr 2023 156 295 270 Hühner in Massentierhaltung in Deutschland.

Massentierhaltung: Wenn Huhn nicht gleich Huhn ist

In der Fleischwirtschaft gibt es eben dem eingangs erwähnten Haushuhn ebenso das Hybridhuhn, die Legehenne oder das Masthähnchen. Mehr dazu in unserer Serie „Land in Sicht“:

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Art- und tiergerecht

Im Zuge dieser Debatte werden die Begriffe „artgerecht“ und „tiergerecht“ oft synonym verwendet, haben jedoch zwei unterschiedliche Bedeutungen.

Artgerecht

Artgerechte Haltung orientiert sich an den natürlichen Verhaltensweisen und Bedürfnissen einer bestimmten Tierart. Es geht darum, dass die Tiere ihre natürlichen Instinkte ausleben können. Dazu gehören:

  • Bewegungsfreiheit (z. B. Hühner mit Scharrmöglichkeiten, Schweine mit Suhlplätzen)
  • Sozialverhalten (Gruppenhaltung bei Herdentieren)
  • Nahrungsaufnahme wie in der Natur (Rinder grasen, Hühner picken)

Beispiel: Weidehaltung für Rinder ist artgerecht, weil Rinder als Wiederkäuer natürlicherweise Gras fressen und in Gruppen leben.

Tiergerecht

Tiergerechte Haltung bezieht sich auf die individuellen Bedürfnisse eines Tieres in einer bestimmten Haltungssituation. Sie stellt sicher, dass das Tier gesund bleibt und nicht leidet, auch wenn die Haltung nicht exakt dem natürlichen Lebensraum entspricht. Wichtige Aspekte sind:

  • Gesundheitsvorsorge (z. B. Schutz vor Krankheiten)
  • Futter- und Wasserversorgung
  • Platzangebot, das Wohlbefinden ermöglicht

Beispiel: Eine gut geführte Stallhaltung kann tiergerecht sein, wenn ausreichend Platz, Hygiene, Futter und medizinische Versorgung gewährleistet sind, auch wenn die Tiere dort nicht all ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben können. Letztere können hingegen durch Beschäftigungsmaterial imitiert werden. Bei der Initiative Tierwohl fällt die Bereitstellung solchen Beschäftigungsmaterials beispielsweise unter die Tierwohl-Kriterien für Geflügel und ist somit verpflichtend für die Tierhalter. Denn eine tiergerechte Haltung ist eine Anforderung, die jeder Tierhalter an seinen Betrieb hat, da sie die Gesundheit und das Wohl der Tiere und damit auch die Wirtschaftlichkeit seines Betriebs sichert.

Die Nutztierhaltung in Deutschland ist ein komplexer Bereich, der verschiedene Formen der Haltung umfasst. Der Begriff „Massentierhaltung“ wird allgemein genutzt, umfasst jedoch unterschiedliche Tierhaltungsarten, wie extensive und intensive Landwirtschaft sowie ökologische und konventionelle Tierhaltung. Diese beziehen sich auf unterschiedliche Aspekte, darunter die Anzahl der Tiere, das Platzangebot und die Fütterung. Während intensive Tierhaltung eine hohe Produktionsleistung ermöglicht, nutzt die extensive Landwirtschaft größere Flächen mit niedrigerem Besatz. Die ökologische Tierhaltung orientiert sich an bestimmten Umwelt- und Nachhaltigkeitskriterien, während die konventionelle Haltung vielfältige Betriebsweisen umfassen kann.

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