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Haltungsformen von 1 bis 4 – Was Sie wissen sollten

3. April 2025
Hahn pickt Futter aus Hand

Immer mehr Verbraucher und Verbraucherinnen legen Wert auf eine verbesserte Haltung von Nutztieren und möchten bewusster einkaufen. Doch oft ist es nicht immer einfach zu erkennen, welche Bedingungen hinter den Produkten im Supermarkt stehen. Die Kennzeichnung der Haltungsform für Fleisch bietet hier eine Orientierungshilfe. Sie ist in vier Stufen unterteilt, die jeweils unterschiedliche Standards für die Haltung von Schweinen, Hähnchen und Puten definieren.

Warum? Wieso? Weshalb? Haltungsformen kurz erklärt

Ein kurzer Überblick über die Hintergründe der Haltungsformkennzeichnung bietet das folgende YouTube-Video:

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Haltungsform 1: Stallhaltung

Die niedrigste Stufe der Kennzeichnung ist die Haltungsform 1 – Stallhaltung. Sie entspricht den gesetzlichen Mindestanforderungen in Deutschland und ist die am häufigsten verbreitete Form der Nutztierhaltung. In Haltungsform 1 werden die Tiere in geschlossenen Ställen gehalten, wobei das Platzangebot den gesetzlichen Mindestanforderungen entspricht. Die Fütterung erfolgt standardmäßig mit konventionellen Futtermitteln wie Soja und Getreide, die den grundlegenden Ernährungsbedarf der Tiere decken. Um die Einhaltung dieser Vorgaben sicherzustellen, erfolgen regelmäßige Kontrollen nach den gesetzlichen Mindeststandards.

Überblick Haltungsform 1

KriteriumHaltungsform 1 (Stallhaltung)
Platz pro Mastschwein0,75 m²
Platz pro Jungbulle3 m²
Platz pro Masthuhnbis zu 39 kg/m²
BeschäftigungMindestanforderung (Stroh, Holz, einfache Materialien)
FütterungKonventionelles Futter (Soja, Getreide)
Zugang zu AußenklimaKein Zugang
KontrollenGesetzliche Mindeststandards

Haltungsform 2: Stallhaltung Plus

Und was bedeutet Haltungsform 2? Die zweite Stufe, „Stallhaltung Plus“, geht über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinaus und bietet den Tieren verbesserte Lebensbedingungen. Sie erhalten bis zu 10 % mehr Platz als in Haltungsform 1, wodurch ihre Bewegungsfreiheit leicht erweitert wird. Zudem sorgt teilweise einfallendes Tageslicht für eine natürlichere Umgebung im Stall.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Fütterung, die hochwertiger ist als in der gesetzlichen Mindesthaltung. Für Schweine wird zusätzlich Raufutter wie Stroh oder Heu bereitgestellt, das ihr natürliches Wühlverhalten unterstützt und zur Beschäftigung beiträgt. Auch Fressgitter zur gleichmäßigen Verteilung des Futters werden eingesetzt. Zusätzlich erhalten die Tiere mehr Beschäftigungsmöglichkeiten, darunter strukturierte Stallbereiche mit Stroh oder Holz, die ihre Umgebung abwechslungsreicher gestalten. Die Hygienevorschriften sind ebenfalls verbessert, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Eine angepasste Beleuchtung trägt zudem dazu bei, einen natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus zu fördern.

Das Fleisch, das mit dem Siegel der Initiative Tierwohl ausgezeichnet wird, stammt aus Betrieben, die den Tieren mindestens die Haltungsform 2 bieten. Die ITW setzt sich für verbesserte Bedingungen in der Nutztierhaltung ein und definiert spezifische Tierwohlkriterien, die über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinausgehen. Dazu gehören unter anderem eine optimierte Stallstruktur, zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten sowie regelmäßige Überprüfungen der Tiergesundheit durch unabhängige Kontrollstellen. Die Teilnahme an der Initiative ist für Landwirte und Landwirtinnen freiwillig, jedoch verpflichten sich teilnehmende Betriebe zur Einhaltung dieser Vorgaben, die in festgelegten Intervallen kontrolliert werden.

Überblick Haltungsform 2 (Stallhaltung Plus)

KriteriumHaltungsform 2 (Stallhaltung Plus)
Platz pro Mastschwein0,83 m²
Platz pro Jungbulle3,3 m²
Platz pro Masthuhnbis zu 35 kg/m²
BeschäftigungMehr Beschäftigungsmaterial (Stroh, Picksteine, Raufutter)
FütterungHochwertigere Futtermischung, teilweise mit Raufutter
Zugang zu AußenklimaKein Zugang
KontrollenZusätzliche Kontrollen über der gesetzlichen Mindestanforderung

 

Haltungsform 3: Außenklima

In der dritten Stufe „Außenklima“ erhalten die Tiere mindestens 40 % mehr Platz im Vergleich zur gesetzlichen Mindestanforderung. Ein zentraler Unterschied zu den vorherigen Haltungsformen ist der Zugang zu einem Außenklimabereich, der über offene Stallbereiche oder teilüberdachte Freiflächen gewährt wird. Dadurch können die Tiere Frischluft aufnehmen und ihr Verhalten natürlicher ausleben.

Zusätzlich profitieren sie von erweiterten Beschäftigungsmöglichkeiten, die eine abwechslungsreichere Umgebung schaffen und zur Förderung des Wohlbefindens beitragen. Die Fütterung erfolgt mit hochwertigen, häufig regional erzeugten Futtermitteln, die in der Regel gentechnikfrei sind. Neben dem zusätzlichen Platzangebot und den Außenklimabereichen wird auch die Tiergesundheit intensiver überwacht. Die Haltung in dieser Stufe umfasst regelmäßige Gesundheitschecks sowie stressreduzierende Maßnahmen, beispielsweise durch eine strukturierte Gestaltung der Auslaufbereiche.

Überblick Haltungsform 3 (Außenklima)

KriteriumHaltungsform 3 (Außenklima)
Platz pro Mastschwein1,05 m²
Platz pro Jungbulle4,2 m²
Platz pro Masthuhnbis zu 25 kg/m²
BeschäftigungErweiterte Beschäftigungsmöglichkeiten (zusätzliche Wühlmaterialien, Picksteine)
FütterungHochwertiges, gentechnikfreies Futter, oft regional
Zugang zu AußenklimaZugang zu Außenklimabereichen
KontrollenErweiterte Gesundheitschecks

Haltungsform 4: Freilandhaltung oder Bio

In der vierten Stufe „Premium“ erhalten die Tiere die bestmöglichen Haltungsbedingungen, die über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinausgehen und verfügen über mindestens 100 % mehr Platz. Ein wesentliches Merkmal dieser Haltungsform ist der direkte Zugang zu Außenbereichen, da die Tiere entweder in Freilandhaltung oder unter Bio-Standards gehalten werden. Während die Freilandhaltung den Tieren jederzeit oder über einen bestimmten Zeitraum hinweg freien Auslauf ins Freie bietet, unterliegt die Bio-Haltung Vorschriften hinsichtlich Platz, Auslauf, Fütterung und Gesundheitsmanagement.

Die Tiere erhalten hochwertiges Futter, das häufig aus biologischer Landwirtschaft stammt und strengen Vorgaben zur Herkunft, Qualität und Sicherheit unterliegt. Zusätzlich werden ihnen vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten geboten. Dazu gehören unter anderem Stroh und Raufutter zum Wühlen, Picken und Scharren, Wühlmaterialien wie Sand oder Holzspäne und erhöhte Ebenen für Ruhezonen.

Überblick Haltungsform 4 (Bio oder Freiland)

KriteriumHaltungsform 4 (Bio/Freiland)
Platz pro Mastschwein1,5 m²
Platz pro Jungbulle6 m²
Platz pro Masthuhnbis zu 21 kg/m²
BeschäftigungVielfältige Beschäftigungsmaterialien (Wühlmöglichkeiten, Scharren, Stroh, Raufutter)
FütterungBio-Futter, nachhaltige Landwirtschaft, strenge Vorschriften
Zugang zu AußenklimaWeide- oder Freilaufhaltung
KontrollenErweiterte Kontrollen

Haltungsform – Wer hat’s erfunden?

Die Haltungsform-Kennzeichnung wurde von einer branchenübergreifenden Initiative entwickelt, die maßgeblich von führenden deutschen Lebensmitteleinzelhändlern ins Leben gerufen wurde, um eine einheitliche Kennzeichnung der Tierhaltungsbedingungen zu schaffen. Ziel war es, Verbrauchern eine transparente Orientierungshilfe beim Kauf von Fleisch- und Milchprodukten zu bieten.

Die Einstufung der Haltungsformen basiert auf bestehenden gesetzlichen Vorgaben (z. B. Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung) sowie auf zusätzlichen privaten Standards wie der Initiative Tierwohl, dem Deutschen Tierschutzbund, Naturland oder Bioland. Die Kriterien für die einzelnen Stufen wurden von Branchenvertretern, Landwirtschaftsverbänden und Tierschutzorganisationen erarbeitet und orientieren sich an den zentralen Aspekten Platzangebot, Stallstruktur, Außenklima, Beschäftigung, Fütterung und Kontrollmechanismen. Die Umsetzung und Weiterentwicklung der Haltungsform-Kennzeichnung erfolgt durch die „Initiative Haltungsform“, die als gemeinsame Plattform der teilnehmenden Handelsunternehmen agiert.

Haltungsformen – eine Orientierung für Verbraucher und Verbraucherinnen

Die Haltungsform-Kennzeichnung bietet Verbrauchern und Verbraucherinnen eine transparente Orientierung über die Haltungsbedingungen von Nutztieren. Die vier Stufen zeigen deutliche Unterschiede in Platzangebot, Zugang zu Außenklima, Fütterung, Beschäftigungsmöglichkeiten und Kontrollmechanismen auf. Während Haltungsform 1 die gesetzlichen Mindestanforderungen erfüllt, verbessern Haltungsform 2 und 3 die Bedingungen durch mehr Platz, optimierte Fütterung und erweiterte Beschäftigungsmöglichkeiten. Die höchste Stufe, Haltungsform 4, umfasst Freiland- und Bio-Haltung, die den Tieren den größten Bewegungsfreiraum, hochwertiges Futter und besonders strenge Kontrollen bieten.

Verbraucher und Verbraucherinnen, die mehr Wert auf mehr Tierwohl legen, können durch ihre Kaufentscheidung gezielt Produkte wählen, die einer höheren Haltungsform entsprechen. Gleichzeitig trägt die schrittweise Verbesserung der Haltungsbedingungen in den verschiedenen Stufen dazu bei, das Tierwohl in der Nutztierhaltung nachhaltig weiterzuentwickeln. Die regelmäßigen Kontrollen stellen sicher, dass die definierten Anforderungen eingehalten werden.

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