Peer Sachteleben: Schweinehalter, Erfinder, Familienvater – und Gewinner des Innovationspreises Tierwohl 2019. Die Nähe zur Landwirtschaft ist dem heute 25-Jährigen in die Wiege gelegt worden. Aber dass er einmal für seine Art der Nutztierhaltung ausgezeichnet werden würde, damit hat wohl niemand gerechnet. So wuchs er auf dem Schlehbaumhof auf, einer geschichtsträchtigen Hofanlage mit Ackerbau. Seine Urgroßeltern hatten hier noch Tiere gehalten. Als Sohn eines Grafikers und einer Psychologin entschied er sich, die Tradition seiner Vorfahren fortzuführen und machte zunächst eine landwirtschaftliche Ausbildung, die er als duales Studium in ökologischer Landwirtschaft fortführte. Mit der Zeit entwickelte sich die Idee, auf dem heimatlichen Betrieb Schweine zu halten.
Herausforderung Freilandhaltung
Inspiriert durch seine Erfahrungen mit der Freilandhaltung während des Studiums und der Ausbildung entschloss er sich für die Freilandhaltung seiner Tiere. Um ihnen ein gutes und gesundes Leben zu ermöglich, schien ihm dieses Konzept geeignet. Mit einem Bachelor in ökologischer Landwirtschaft im Gepäck war es sein Ziel, auf seinem Hof ein geschlossenes System – von der Sauenhaltung über die Ferkelaufzucht bis hin zur Mast – entstehen zu lassen mit möglichst geringer Einwirkung von außen. Die Idee: Boden, Pflanzen und Nutztiere profitieren gegenseitig voneinander und bilden somit eine nachhaltige Ressource.
Wo ein kluger Kopf…
Aber gerade Freilandhaltung, bei der das Wohl der Tiere im Vordergrund steht, bringt auch viele Nachteile mit sich. Neben dem hohen Arbeitsaufwand kann sie für den Boden eine große Belastung darstellen. Eine große Hürde stellen auch die Vorgaben der Veterinärämter zum Seuchenschutz in der Schweinehaltung dar. Die Ansteckungsgefahr bei im Freiland gehaltenen Tieren durch Wildtiere wird hier deutlich höher eingestuft. So kassierte auch Peer Sachteleben für seinen Wunsch der Freilandhaltung zunächst eine Absage des Veterinäramtes, aus Sorge vor der afrikanischen Schweinepest. Aber das sollte den damals erst 22-Jährigen nicht abhalten, es trotzdem zu versuchen. Im Gegenteil: Hochmotiviert entwickelte der zielstrebige Bauer eine Lösung, der auch das Veterinäramt zustimmen konnte – den mobilen Schweinestall. Der Vorteil: Seine Tiere bekommen den nötigen Auslauf, können in der Erde graben, sich suhlen und ihren natürlichen Bedürfnissen nachgehen. Der vollwertige Stall verringert den Arbeitsaufwand und bietet dem Landwirt praktische und angenehme Arbeitsbedingungen. Außerdem wird durch den Wechsel der Auslaufflächen eine zu hohe Keimbelastung der Böden vermieden. Und: Droht die Gefahr durch eine Seuche, können die Schweine in kurzer Zeit in das Innere der Mobile umziehen.
…da ein Weg
Dabei hat Peer Sachteleben wirklich an alles gedacht: Von Schutz vor Wind und Regen über Futter- und Wasserversorgung ist alles vorhanden. In seinen Mobilen steckt eine Menge Handarbeit, denn er hat sie zusammen mit seinem Vater nicht nur entworfen, sondern dieser hat sie in seiner Werkstatt auch selbst gebaut. Der mobile Stall beinhaltet sogar verschiedene Klimazonen. Dank großer Lichtdächer, die bei Bedarf auch geöffnet werden können, genießen die Tiere auch bei geschlossener Tür die Sonne. Freiland- oder Stallhaltung? Die Tiere dürfen nun selbst entscheiden. Denn auch in geschlossenem Zustand erfüllen die Mobile die Kriterien, die über die gesetzlichen Vorgaben für eine Stallhaltung hinausgehen. Zu den bisher elf mobilen Schweineställen sollen noch viele hinzukommen.
Marke: Eigenbau
Mit seiner Erfindung hat er in der Schweinehaltung buchstäblich etwas in Bewegung gesetzt. Für seine Erfindung wurde Peer Sachteleben am 8. April 2019 mit dem erstmalig verliehenen Innovationspreis der Initiative Tierwohl ausgezeichnet. Er belegte den mit 10.000 Euro dotierten ersten Platz und ist einer von drei Gewinnern des Innovationspreises Tierwohl in der Kategorie Landwirtschaft.
Tierhalter mit neuen preisverdächtigen Projekten für mehr Tierwohl können sich bis zum 30. September bewerben, hier geht es zur Ausschreibung.