Ab Januar 2018 startet die zweite Vertragslaufzeit der Initiative Tierwohl. Anlass, bereits teilnehmende Landwirte nach ihren Erfahrungen mit der ITW zu fragen. Hähnchenmäster Beckhove steht hinter der Initiaitve als funktionierendes, breites System. In seinem Stall kann er durch die geförderten Maßnahmen positive Veränderungen erkennen.
Initiative Tierwohl: Wie würden Sie Ihre Erfahrungen mit der Initiative Tierwohl in den letzten Jahren beschreiben?
Philipp Beckhove: Ich finde, dass Landwirtschaft und Lebensmitteleinzelhandel mit der Initiative Tierwohl ein überzeugendes System auf die Beine gestellt haben. Klar, am Anfang dauert es ein bisschen, bis die Kriterien und Dokumentationen im Betriebsablauf etabliert sind, aber dann läuft die Teilnahme reibungslos. In der ersten Laufzeit haben wir Hähnchenmäster auf einen Teil der Beträge verzichtet, sodass mehr Betriebe teilnehmen konnten. Dass jetzt zur neuen Vertragsperiode die Beiträge für Hähnchen angepasst werden, ist ein tolles Signal an uns Landwirte.
I.T.: Ihre Hähnchen haben mehr Platz und organisches Beschäftigungsmaterial. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
P.B.: Seit weniger Tiere im Stall sind, ist die Luftführung in den Ställen einfacher, die Futterverwertung hat sich sogar etwas verbessert. Die Einstreu bleibt trockener, was wiederum einen positiven Effekt auf die Fußballengesundheit hat. Hier konnten wir durch die Teilnahme an der Initiative nochmal eine deutliche Verbesserung feststellen. Insgesamt sehe ich, dass sich meine Tiere wohler fühlen. So macht es richtig Spaß morgens in den Stall zu gehen.
I.T.: Die Initiative Tierwohl bedeutet auch bürokratischen Aufwand für die Landwirte. Steht das in Relation zum Mehrwert?
P.B.: Ohne Dokumentation geht es halt nicht. Der Aufwand hält sich aber in Grenzen, da bereits durch den Gesetzgeber schon viele Nachweise gefordert sind. Ich hoffe, dass noch mehr Berufskollegen an der Initiative Tierwohl teilnehmen. Davon profitieren nicht nur die Tiere, auch ich als Landwirt fühle mich gut damit und kann Verbrauchern erklären, was wir Landwirte für’s Tierwohl alles tun. Außerdem wird die Initiative Tierwohl stetig weiter verbessert. Einem System, das so viele unterschiedliche Interessen vereint, muss man auch ein bisschen Zeit geben, sich zu entwickeln.
I.T.: Was unterscheidet die Initiative in Ihren Augen von anderen Ansätzen für mehr Tierwohl?
P.B.: Im Gegensatz zu anderen Ansätzen ist die Initiative Tierwohl kein Nischenprodukt, sondern deckt deutschlandweit einen großen Prozentsatz der Tierhaltung ab. Außerdem ist sie das einzige System, das von Lebensmitteleinzelhandel und Landwirtschaft gemeinsam entwickelt wurde und getragen wird. Darauf sollten wir stolz sein und es auch in Zukunft weiterentwickeln. Auch hat die Initiative Tierwohl eine kluge Lösung für das Dilemma gefunden, dass Verbraucher zwar viel Tierwohl möchten, sich dann aber doch häufig schwer damit tun, auch mehr dafür zu zahlen. Bei der Initiative unterstützt jeder, der Fleisch kauft, den Einsatz von uns Landwirten für mehr Tierwohl, unabhängig von der konkreten Produktentscheidung. Deshalb freue ich mich, dass es mit der Initiative weitergeht und bin in der nächsten Programmperiode auf jeden Fall wieder mit dabei.