Magazin

Gé Backus

15. Februar 2019

Gé Backus, Connecting Agri & Food: Kluger Stall

„Projektförderung in der Praxis – Wissenschaft“

Nur wenige wissen, dass ein optimales Stallklima erheblich zu einer guten Tiergesundheit und weniger Stress beiträgt. Häufig wissen Landwirte, beispielsweise Schweinehalter von Mastschweinen und Ferkeln, gar nicht so genau, wie es um das Klima in den verschiedenen Abteilungen ihrer Ställe eigentlich bestellt ist. Dabei führen gesunde Tiere letztendlich auch zu besseren finanziellen Ergebnissen eines landwirtschaftlichen Betriebes.

Gé Backus von Connecting Agri & Food, einer der beiden Gewinner in der Kategorie „Projektförderung in der Praxis – Wissenschaft“ ist auf dieses Problem aufmerksam geworden. Als Direktor von Connecting Agri & Food, einem Unternehmen, das mit Beteiligten der Lieferkette im Agrar- und Lebensmittelsektor zusammenarbeitet, hat er regelmäßig mit Menschen zu tun, die in der Landwirtschaft arbeiten.

Mir ist in meinen Gesprächen aufgefallen, dass viele Landwirte die Bedeutung eines guten Stallklimas gar nicht genau kennen. Das Klima nimmt einen großen Einfluss auf das Verhalten der Schweine und ihre Gesundheit. Mit unserem System ‚Kluger Stall‘ wollen wir Landwirten ein Tool an die Hand geben, dass ihnen die Überwachung der nötigen Richtwerte erleichtert“, erklärt Gé Backus seine Motivation für das Projekt.

Stabiles Klima sorgt für weniger Stress

Um das Klima in einem Schweinestall einschätzen zu können, sind vor allem vier Richtwerte ausschlaggebend: neben Temperatur und Luftfeuchtigkeit außerdem der Kohlendioxidgehalt (CO2) sowie der Ammoniakgehalt (NH3). Diese Werte können sowohl innerhalb als auch zwischen verschiedenen Tagen erheblich voneinander abweichen. Optimal sind dagegen möglichst stabile klimatische Bedingungen, und niedrige Werte für NH3. Ein wichtiger Nebeneffekt eines optimalen Klimas: Durch die geringere Stressbelastung der Tiere nimmt die Wahrscheinlichkeit von Problemen wie dem Schwanzbeißen ab. Im Idealfall könnte auf diesem Wege sogar auf das vorsorgliche Kupieren der Schwänze bei Ferkeln verzichtet werden.

Zusammen mit dem ICT-Unternehmen Whysor hat Gé Backus‘ Unternehmen eine technische Lösung entwickelt, die das Stallklima im Blick behält. Sie soll es Schweinehaltern ermöglichen, jederzeit Einblick in die klimatischen Bedingungen der Ställe ihrer Ferkel und Mastschweine zu erhalten und, wenn nötig, aktiv zu werden. Dazu werden zunächst Sensoren in den Ställen angebracht, die im Minutentakt Messwerte an das „Kluger Stall“-Dashboard senden. Hier werden sie übersichtlich für den Landwirt aufbereitet. Die Werte können zusätzlich auf Smartphone, Tablet oder PC abgerufen werden.

„Kluger Stall“ – Ein Stall, der mitdenkt

Im zweiten Schritt werden für jeden Betrieb individuelle Schwellenwerte festgelegt. Werden diese überschritten, löst eine Alarmfunktion aus. Der Landwirt erhält eine Benachrichtigung auf sein Smartphone, kann so aktuelle Extremsituationen erkennen und direkt auf diese reagieren. Die Software hat noch weitere Funktionen: So kann sich der Landwirt tägliche Zusammenfassungen, grafische Darstellungen der Messwerte und einen Klimareport anzeigen lassen. Außerdem wird den teilnehmenden Landwirten der Vergleich mit den anderen Mitgliedern einer Erzeugergemeinschaft ermöglicht.

Ziel des Projektes ist es, mithilfe moderner Tools das Verständnis der Schweinehalter für das Klima in den Ställen zu vermitteln und ihnen zu helfen, zukünftig Fehler in der Klimaführung ihres Stalls zu vermeiden. Bereits seit Dezember 2017 ist das Projekt praxisfertig, nun kann es in einem ersten Pilotprojekt getestet werden: Mit seinem Pilotprojekt „Kluger Stall“ konnte Gé Backus die Jury überzeugen und erhält eine Projektförderung mit Vollfinanzierung für ein Pilotprojekt mit 30 Teilnehmern in Höhe von 153.945 Euro.

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