Innovationsförderung in der Wissenschaft
Fördermitglieder unterstützen die Initiative Tierwohl mit einem jährlichen Förderbeitrag von mindestens 25.000 Euro. Mit diesen und weiteren Geldern kann die Initiative im Rahmen ihrer Innovationsförderung weitergehende Maßnahmen vorantreiben – etwa die Erprobung innovativer Maßnahmen in der Haltung oder die Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in der Praxis. Alle Informationen sowie einen Überblick zu den bereits geförderten wissenschaftlichen Projekten finden Sie hier:
Was kann gefördert werden?
Eine Umfrage unter den teilnehmenden Geflügel- und Schweinehaltern in der Initiative Tierwohl hat einen erhöhten Bedarf für folgende Themen ergeben, die aus Sicht der Praktiker noch nicht ausreichend und praxisnah erforscht wurden:
▪ Neu- und Umbaumöglichkeiten von Außenklimaställen
Von besonderem Interesse: Die wissenschaftliche Bewertung der Auswirkungen der Umnutzung von Altställen oder Neubau von Außenklimaställen (bspw. Zielkonflikt Tierwohl/Klima etc.)
▪ Gestaltung von Liegebereichen
Im Fokus: Die wissenschaftliche Einschätzung und Bewertung zu verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten von Liegebereichen in der Schweinehaltung bzw. erhöhten Ebenen/Auf-baummöglichkeiten in der Geflügelhaltung (Bezug zu Außenklima möglich)
▪ Stressreduzierung im Stallmanagement
Darum geht’s: Eine praxisnahe Entwicklung von Methoden oder Verfahren zur Stressreduzierung bzw. Bewertung von bereits vorhandenen Methoden.
Sie planen ein Projekt, das nicht in die vorgegebenen Themengebiete passt?
Es ist ebenfalls möglich, weitere Projekte zu anderen tierwohlfördernden Themengebieten einzureichen.
Wer kann sich bewerben?
Vertreter von öffentlichen sowie privaten Forschungseinrichtungen und wissenschaftlichen Institutionen können sich mit ihren innovativen Ideen jederzeit für eine finanzielle Förderung bewerben. Die Innovationsförderung fördert die Erprobung neuer Ideen.
Wissenschaftliche Projekte aus Födererbeiträgen
- Antragsteller: Prof. Dr. Krieter, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
- Laufzeit: Dezember 2017 bis August 2019
- Fördervolumen: 52.372 €
Projektbeschreibung:
Die Gesundheit der Tiere ist ein zentraler Bestandteil des Tierwohls. Um Erkenntnisse über den Gesundheitszustand der Tiere gewinnen zu können werden in der Initiative Tierwohl Schlachtbefunddaten von Schweinen und Geflügel erfasst und ausgewertet. Die Universität Kiel möchte mit diesem Projekt auf Grundlage der Schlachtbefunddaten bei Schweinen untersuchen, wie sich die ITW-Teilnahme auf die Schlachtbefunddaten und somit auf die Gesundheit der Tiere auswirkt. Hierbei werden die Befunddaten der Betriebe vor und während der Teilnahme verglichen, sowie von teilnehmenden Betrieben und nicht-teilnehmenden Betrieben. Zudem wird untersucht, ob die Teilnahme einen Einfluss auf den Antibiotika-Status und den Salmonellenstatus ausübt. Ein Ergebnis war unter anderem, dass sich die ITW-Teilnahme positiv auf die Leberbefunde und die Lungenveränderungen auswirkt. Zudem wurde bei ITW-Betrieben eine stärkere Abnahme der Salmonellenprävalenz beobachtet.
- Antragsteller: Prof. Dr. Krieter, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
- Laufzeit: 15. Juli 2019 bis 14. Juli 2021
- Fördervolumen: 74.000 €
Projektbeschreibung:
Seit August 2018 wird der Tiergesundheitsindex für alle Schweinemastbetriebe in der Initiative Tierwohl berechnet und an die Mäster zurückgemeldet. Grundlage des Indexes sind die Schlachtbefunddaten, die die Schlachthöfe verpflichtend melden müssen. Die Tierhalter haben die Möglichkeit, die Tiergesundheit auf Ihrem Betrieb zu bewerten und sich mit anderen Betrieben zu vergleichen. Der Tiergesundheitsindex besteht aus vier Teilindices: Atemwegsgesundheit (Lunge, Brustfell, Herz), sonstige Organe (Leber, Darm), Gliedmaßengesundheit und Unversehrtheit. Ziel der Weiterentwicklung ist es, einen einheitlichen Index über alle Schlachthöfe zur entwickeln, sodass Tierhalter, die an mehrere Schlachtbetriebe liefern, eine einheitliche Bewertungsgrundlage haben. Zudem werden von den Tierhaltern weitere Kennzahlen, wie beispielsweise der Therapieindex aus dem Antibiotikamonitoring oder die Tierverluste berücksichtigt, um die Tiergesundheit zu bewerten und zu verbessern.
- Antragsteller: Prof. Dr. Joachim Krieter, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
- Laufzeit: Juni 2020 bis Oktober 2022
- Fördervolumen: 88.108 €
Projektbeschreibung:
In der Schweinehaltung fehlen häufig EDV-gestützte Dokumentationssysteme für Arzneimittelanwendungen, um gezielte Schwachstellenanalysen durchzuführen zu können. Im Projekt „DigiMed“ wird ein System verwendet, welches eine digitale und zudem einzeltierbezogene Erfassung von Medikamentendaten für Sauen, Ferkel und Mastschweine ermöglicht. Aufbauend auf dieser Erfassung sollen Gesundheitsberichte für Sauen und Ferkel erstellt werden, die das Management unterstützen und für eine zielgerichtete Schwachstellenanalysen von Bedeutung sind. Für Mastschweine können die Behandlungsdaten in Verbindung mit den Schlachtbefunddaten für das Gesundheitsmonitoring nutzbar gemacht werden. Die Bereitstellung von einzeltierbezogenen Behandlungsdaten könnte zukünftig auch für zur Zucht von gesünderen Tieren beitragen.
Innovationsförderung aus weiteren Mitteln
- Antragsteller: Prof. Dr. Lars Schrader, Friedrich-Löffler-Institut
- Laufzeit: 1. April 2022 bis 30. November 2023
- Fördervolumen: 204.321,08 €
Projektbeschreibung:
Masthähnchen bevorzugen naturgemäß erhöhte Aufbaummöglichkeiten, um artgemäß ruhen und schlafen zu können. Um den Tieren eine tiergerechtere Haltungsumgebung zu bieten, können solche Aufbaummöglichkeiten in Form von erhöhten Ebenen angeboten werden. Ziel des Projektes ist es, die Nutzung der erhöhten Ebenen durch die Masthähnchen zu untersuchen und die Präferenz für die Oberfläche der erhöhten Ebene zu ermitteln (geschlossen und eingestreut vs. Plastikgitterroste). Es wird erwartet, dass Masthähnchen, die erhöhte Ebenen vermehrt nutzen ebenfalls ein geringes Ängstlichkeitsverhalten gegenüber dem Menschen und neuen Objekten zeigen. Zudem werden geringere Verschmutzungen am Bauch der Tiere sowie geringe Veränderungen an den Fußballen erwartet.
Außerdem soll im Projekt untersucht werden, wie sich die Emissionen bei der Nutzung von erhöhten Ebenen mit verschiedenen Oberflächen im Stall entwickeln. Da der Kot bei geschlossenen erhöhten Ebenen sowohl auf der erhöhten Ebene als auch darunter gelagert wird, entsteht eine weitere Emissionsquelle. Dies würde bei der Nutzung von perforierten Ebenen nicht entstehen. Dafür werden mittels 5 Sensoren die Konzentrationen von NH3, CO2 und Staub kontinuierlich erfasst, um Aussagen über die Emissionen treffen zu können.
- Antragsteller: Prof. Dr. Robby Andersson, Hochschule Osnabrück
- Laufzeit: 01.September 2019 bis 31. Dezember 2022
- Fördervolumen: 265.853,20 €
Projektbeschreibung:
In der Haltung und Züchtung von Puten und Hähnchen wird das Vorkommen von Gelenkveränderungen und Knochenfrakturen als tierschutzrelevanter Sachverhalt diskutiert. Im Projekt von der Hochschule Osnabrück wird das Auftreten von Knochenbrüchen und Gelenkveränderungen bei Mastgeflügel erfasst und evaluiert inwieweit diese Parameter geeignete Indikatoren für das Tierwohl darstellen. Sollten die Parameter sich als geeignet herausstellen, sollen die pathologischen Veränderungen mittels digitaler Bildaufnahmen erfasst werden, um eine objektive Beurteilung der Gelenkveränderungen und Knochenbrüche zu ermöglichen.
- Dr. Gé Backus, Connecting Agri & Food GmbH
- Laufzeit: 1. Dezember 2021 bis 29. Februar 2024
- Fördervolumen: 169.050,00 €
Projektbeschreibung:
Das Stallklima trägt zum Wohlbefinden der Tiere bei und ist somit ein wesentlicher Bestandteil des Tierwohls. In der Praxis gibt es häufig große Stallklimaunterschiede und die Tierhalter kennen das tatsächliche Klima in Ihrem Stall oft nicht genau. Bereits im Jahr 2019 wurde das Projekt „Kluger Stall“ im Rahmen des Innovationspreises gefördert, um ein System zu entwickeln, das den Betrieben einen Einblick in das Stallklima erlaubt. Ziel des Projektes war die regelmäßige, systematische Erfassung von Klimadaten (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Ammoniak- und Kohlendioxidgehalt) in Schweinehaltenden Betrieben. Die Daten wurden mittels Sensoren erfasst und digital ausgewertet. Die Ergebnisse aus dem Projekt haben gezeigt, dass eine systematische Erfassung und Auswertung von Klimadaten technisch möglich ist und die Tierhalter bei der Klimaführung unterstützt.
Im Rahmen des Innovationspreises 2021 wird das Projekt nun weitergeführt. Im Projekt Kluger Stall 2.0 sollen aus den Informationen, die im ersten Projekt gesammelt wurden, Handlungsempfehlungen für einzelne Betriebe und möglichst allgemein gültige Empfehlungen für alle schweinehaltenden Betriebe in der ITW abgeleitet werden. Zudem sollen Zusammenhänge zwischen der Klimaführung und Parametern des Haltungssystems, des Fütterungssystems, des Antibiotikaeinsatzes und der eingesetzten Genetik untersucht werden. Im Projekt werden bei 15 teilnehmenden Betrieben Klimadaten mittels Sensoren erfasst werden. In der Auswertung der Daten werden die Daten der QS-Monitoringprogramme (Schlachtbefunddaten und Antibiotikaeinsatz) berücksichtigt.
- Antragsteller: Dr. Birgit Spindler, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
- Laufzeit: 01. April 2019 bis 30. Juni 2021
- Fördervolumen: 256.094,00 €
Projektbeschreibung:
Kannibalismus ist bei der Haltung von Puten ein bedeutendes Tierschutzproblem. Um einen Kannibalismus-Ausbruch in der Herde zu vermeiden ist es vor allem entscheidend die ersten Anzeichen eines Ausbruchs frühzeitig erkennen zu können. Mit diesem Problem beschäftigt sich die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover und entwickelt ein kameragestütztes Frühwarnsystem bzw. ein kontinuierliches Überwachungssystem für Verletzungen bei Puten. Dieses System soll die Anfänge von Kannibalismus im Bestand erkennen und dem Tierhalter melden. Somit soll einem schwerwiegenden Kannibalismus-Ausbruch präventiv entgegengewirkt werden. Für die Entwicklung des Systems werden Filmaufnahmen im Verlauf der Haltung von Putenhennen angefertigt. Anhand dieser Kamerabilder wird das Frühwarnsystem entwickelt, welches dann automatisiert Verletzungen bei Puten erkennen kann.