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Digitalisierung in der Landwirtschaft: „Neue Technologien machen uns effizienter“

3. August 2020
Feld mit Drohne

Die Digitalisierung kommt auch in der Landwirtschaft an: Immer mehr Bauern rüsten technisch auf, teilweise bis hin zum komplett digitalisierten Hof. Was sind die Vorteile – und gibt es auch Probleme?

Drohnen über die Felder fliegen lassen, nebenher die Tierbestände mit einer App kontrollieren, das Futter auf Knopfdruck auffüllen oder mit einem Klick die Stall-Temperatur einstellen und dann schnell noch die Ernte mit einem GPS-gesteuerten Trecker einbringen?

Das klingt vielleicht futuristisch. Aber tatsächlich arbeiten immer mehr Landwirte in Deutschland genau so: Laut einer aktuellen Umfrage nutzen bereits 82 Prozent von ihnen neueste Technologien – also etwa Drohnen oder Apps – für ihre Arbeit. Weitere zehn Prozent planen deren Einsatz.

Viele Vorteile für die Landwirte

Warum so viele Landwirte so überzeugt von der Digitalisierung sind? „Ich denke, viele von uns merken, dass diese neuen Technologien unsere Arbeit viel einfacher und effizienter machen können“, sagt Leon Trentmann: „Sie verschaffen uns eine bessere Balance zwischen Beruf und Privatleben.“

Vieles lasse sich besser organisieren und vorausberechnen, das habe auch positive Auswirkungen auf Tierhaltung und Ackerbau. Und Trentmann, 24 Jahre alt, muss es wissen. Denn er ist selber Landwirt, führt einen Hof in Niedersachsen. Und dieser Hof ist mittlerweile bereits in vielen Bereichen digitalisiert.

Frühere Generationen lehnten Digitalisierung ab

Dabei war das nicht immer so: Auch Trentmann hat erst in den letzten Jahren umgerüstet: „Der Hof ist schon seit drei Generationen in unserer Familie“, erklärt er: „Lange war hier gar nichts digitalisiert – mein Vater stand der ganzen Sache kritisch gegenüber. ‚Digitalisierung brauchen wir nicht‘, hat er gesagt.“

2015 übernahm er dann jedoch die Betriebsleitung von seinem Vater – und setzte sich sofort für eine schnelle Digitalisierung ein: „Ich bin mit Computern aufgewachsen, habe mich schon immer sehr dafür interessiert. Ich kannte mich also mit dem ganzen Thema ziemlich gut aus und wusste, dass uns die Digitalisierung helfen würde.“

Viele kleine Schritte hin zum digitalen Hof

Wie aber beginnen mit einem solchen Vorhaben – der Digitalisierung eines kompletten landwirtschaftlichen Betriebs? Trentmann fing mit kleinen Schritten an: Er kaufte einen Scanner und scannte alle Rechnungen ein, speicherte sie ausschließlich digital ab. Schon diese kleine Veränderung brachte eine enorme Zeitersparnis im Vergleich zu früher.

Auch die Bestellungen von Saatgut und Futtermitteln machte er nur noch digital – und erhielt das entsprechend gemischte Futter für seine Tiere schneller: „Ich musste nicht mehr lange telefonisch erklären, was ich brauchte, konnte am Feiertag eine Bestellung aufgeben, die direkt am nächsten Tag bearbeitet wurde“ – daher stellte er nun nach und nach weitere Teile des Betriebs aufs Digitale um.

Apps für den Acker

Bald schon verwendete er mehrere spezielle landwirtschaftliche Apps: eine davon für den Getreide-Anbau, die Satellitenbilder seiner Felder analysierte. Daraufhin sagte sie ihm, wie fruchtbar der Ackerboden an verschiedenen Stellen des Feldes war und wieviel von seinem Saatgut er dementsprechend wo einsäen musste, um den bestmöglichen Ertrag zu erhalten.

Mit einer weiteren App konnte er die Biogas-Anlage auf seinem Hof bedienen: „Das ging ganz bequem vom Sofa aus“, sagt er und lacht: „Da konnte ich direkt sehen, was da gerade los ist, wie es so läuft und ob ich noch irgendwas machen muss – oder ob ich im besten Falle sitzen bleiben und es so regeln kann.“

Hindernisse: Kosten und politische Vorschriften

Beide Apps nutzt er noch immer, zudem hat er sich eine GPS-Steuerung für den Traktor angeschafft: „Die ist sehr sinnvoll“, erklärt er, „ich kann dort einstellen, welche Strecken der Traktor abfahren und bearbeiten soll.“ Er selber müsse kaum noch was tun. „Ich sitze da oben drauf und kann währenddessen mit dem Handy etwa die Biogasanlage checken.“

Allerdings musste er für diese verbesserte Effektivität auch tief in die Tasche greifen.: „Solch eine GPS-Steuerung kostet rund 10.000 Euro.“ Ohnehin ist die Digitalisierung nicht gerade günstig, insbesondere, da es nach oben kaum Grenzen gibt. Auch politische Vorschriften sind schwierig, da sie sich schnell ändern.

„Ich möchte beispielsweise gern meinen Schweinestall digitalisieren.“ Dies wäre für Trentmann mit einer großen Arbeitserleichterung verbunden: „So eine Investition macht aber nur in einem neuen, modernen Stall überhaupt Sinn. Stand jetzt müsste ich dafür unseren bisherigen Stall komplett abreißen und neu bauen. Doch weil unklar ist, wie sich die politischen und damit die rechtlichen Rahmenbedingung in den kommenden Jahren verändern, wage ich mich da noch nicht dran.“

„In zehn Jahren wird ein Großteil digitalisiert sein“

Doch trotz der Kosten und auch trotz der bestehenden Unsicherheiten will Trentmann die Digitalisierung seines Hofes auch in Zukunft voranbringen. „Ich bin absolut überzeugt davon“, sagt er: „Die digitale Umstellung hat mir schon viel gebracht und wird das zukünftig noch mehr tun.“

Er glaubt, dass auch viele seiner Kollegen so vorgehen werden: „In zehn Jahren wird der Großteil der Höfe digitalisiert sein, viele Landwirte werden mit Apps, Drohnen und GPS-Systemen arbeiten. Und das ist auch gut so.“

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